Bereits zum zweiten Mal waren Vertreter aus den Bereichen BOS, Flüchtlingshilfe und Forschung eingeladen, um über den Bedarf und die Möglichkeiten von telemedialen Unterstützungsmedien für die psychosoziale Unterstützung im Krisenfall zu diskutieren. Während des zweitägigen Workshops wurden konkrete Ideen zur Implementierung auf der projekteigenen ‚SiRena‘ entwickelt, sowie Angebote aus der Wirtschaft vorgestellt: Möglichkeiten und Perspektiven für den Kreis Siegen-Wittgenstein. (November 2017)
Fortschritt durch Technik – auch in den Bereichen Krisenintervention und Erstversorgung
Während im ersten Workshop zuerst nur die theoretischen Möglichkeiten von telemedialen Angeboten für die psychosoziale Unterstützung besprochen wurden, ging der zweite Workshop einen Schritt weiter. Nach einem kurzen Impulsvortrag und Auffrischung der Ergebnisse der ersten Runde, wurden konkrete Produktlösungen aus Forschung und Wirtschaft präsentiert.
Technikorientierte Lösungen aus der Wirtschaft:
Das Projekt CoachPTBS
Den Anfang machte Patrick Lorenz, Diplom-Psychologe und Projektkoordinator des BMBF-geförderten Projekts, Coach-PTBS‘ der Klinik für Psychotherapie und Psychotraumatik des Universitätsklinikums Gustav Carus der TU Dresden. Hierbei handelt es sich um eine kostenlose App für das Smartphone, welche Bundeswehrmitglieder, welche unter Einsatzfolgestörungen leiden, sowie deren Familienmitglieder über das Krankheitsbild aufklären und mit gezielten Hilfsangeboten zum Symptommanagement im Alltag unterstützen soll.
Selfapy
Selfapy, eine weitere App, dieses Mal jedoch entwickelt für den Desktop-PC, folgte als zweites. Präsentiert wurde das Portfolio und die Botschaft des jungen erfolgreichen Start-Ups von Dijana Korenic, Diplom-Psychologin vorgestellt. Sie betonte einmal mehr, wie wichtig es ist, frühzeitig Resilienzen aufzubauen und zu stärken, also präventiv Maßnahmen zu ergreifen. Zusätzlich sei es unabdingbar, zusätzlich zum Online-Angebot auch den persönlichen Kontakt zu ermöglichen.
Das Projekt AUDIME
Abschließend stellte dann Dr. Michael Czaplik, Anästhesist und Leiter der Abteilung Anästhesiologische Medizintechnik und Informationstechnologie der Uniklinik RWTH Aachen die im Rahmen des BMBF-geförderten Projektes AUDIME entwickelte Datenbrille für den Rettungseinsatz vor. Auch in der Unfallnot-beziehungsweise Erstversorgung können neue Technologien wertvolle Zeit einsparen helfen und die Arbeit der Rettungsärzte und Sanitäter gezielt fördern und sie im Einsatz entlasten.
Leitfragen zur Entwicklung konkreter Anknüpfmöglichkeiten besprochen. Neben der Einschätzung und Bewertung der gesamten Angebote für psychosoziale Erste-Hilfe im Kreis Siegen-Wittgenstein in Krisenfällen, sowie im Alltag, wurde versucht, Lücken auszumachen um diese eventuell mit telemedialen Angeboten schließen zu können.
Neben der Einfachheit bezüglich der Auffindung und Nutzung der Angebote, ist vor allem auch die Sicherstellung einer kostenlosen und dauerhaften Verfügbarkeit für potenzielle Nutzer wichtig. Grundsätzlich besteht Bedarf für ein Tool, welches Organisations- und Kommunikationsstrukturen für den Einsatz im Krisenfall, beispielsweise bei Umweltkatastrophen oder auch der Flüchtlingsversorgung weiter verbessert und einfacher koordinieren lässt. Doch auch ein Lösungskonzept, gezielt für die psychische Unterstützung von Betroffenen und Einsatzkräften, während und nach einer Schadenslage, konnte praxisnah und im Detail auf Vor- und Nachteile sowie technisch umsetzbare Möglichkeiten diskutiert werden.
Zukünftige Entwicklungen im Rahmen der Projektlaufzeit
Für die weitere Dauer des Projekts KOKOS, liegt es nun an den Projektmitwirkenden, die besprochenen Lösungen technisch umzusetzen und auf der Sicherheitsarena zu implementieren. Die Zusammenarbeit mit einem der eingeladenen Projekte und deren Produktportfolie wird hierbei nicht ausgeschlossen. Gleichzeitig stellen alle eingeladenen Gäste der ersten sowie der zweiten Tagung zum Thema PSU die Jury und das Publikum für die finale Vorstellung der zukünftigen Arbeitsergebnisse. Auch hier erhoffen sich das Institut für Medienforschung und alle Projektbeteiligten fruchtbares Feedback und bedankt sich schon jetzt für die Teilnahme und Mithilfe aller Teilnehmer.
Text: Julia Kölmel
Fotos: Matthias Schäfer